Förderverein zur Erhaltung der Kirchen

Wozu brauchen wir einen Förderverein für die Kirchen?

In unserer Kirchengemeinde haben wir drei sehr schöne historische Kirchen. Diese stehen in Kirn, Kallenfels und Meckenbach. Die Kosten für die Bauunterhaltung und nötiger Instandsetzungsarbeiten stellen die Evangelische Kirchengemeinde Kirn zusehends vor große Herausforderungen.
Angesichts auf Dauer sinkender Kirchensteuereinnahmen, welche im Wesentlichen auf den demografischen Wandel und die eher ländliche Struktur in der wir leben zurückzuführen ist, müssen wir zusätzliche Einnahmen erzielen um die Kirchen in der Substanz zu erhalten. Bereits heute muss die Evangelische Kirchengemeinde teilweise auf Rücklagen für die Bauunterhaltung zurückgreifen, da die Kirchensteuereinnahmen nicht ausreichen den Bedarf zu decken.

Was sind die satzungsgemäßen Zwecke des Fördervereins?

Zweck des Vereins ist vorrangig die Unterstützung und Beschaffung von Mitteln für die Außensanierung der Evangelischen Kirche in Kirn.

Nach Abschluss der Außensanierung der Evangelischen Kirche Kirn ist es Aufgabe des Fördervereins, die Evangelische Kirchengemeinde Kirn mit Finanzmitteln für die Bauunterhaltung und Erhaltung der Evangelischen Kirchen in Kirn, Kallenfels und Meckenbach zu unterstützen.

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Postadresse:
Förderverein zur Erhaltung der Kirchen
Hedwigsgärten 2
55606 Kirn

Karl Heinz Buss
Tel. 06752/8844   /   kh.buss[ät]t-online.de

Der neue Vorstand

der 2020 neu gewählte Vorstand
(von links nach rechts) Peter W. Dröscher (alter 1. Vorsitzender), K.Heinz Buss (neuer 1. Vorsitzender), Walter Bredehöft (2. Vorsitzender), Heike Wäthje (Beisitzerin), Stefan Wacker (Beisitzer), Michael Germann (Beisitzer), Christine Hoffmann (Schriftführerin), Doris Hub (Schatzmeisterin), H. Hermann Fuchs (Beisitzer), Heike Hartmann (Beisitzerin), Michael Heck (Beisitzer)

Geschichte der Kirner Kirche

Vor 125 Jahren am 31. März 1895 wurde das  Langhaus der Evangelischen Kirche Kirn seiner Bestimmung übergeben.

Die heutige Stadt Kirn gehört zu den ältesten Ansiedlungen an der Nahe. Nach den bis heute bekannten Urkunden erscheint der Name zum ersten Mal in einem Schenkungsakt an das Kloster Fulda v. J. 841. In dieser und in späteren Urkunden heißt der Ort Chira, Kyra usw., nach dem Fluss, der hier in die Nahe mündet, der heute in seinem Unterlauf Hahnenbach, in seinem Oberlauf Kirbach genannt wurde und früher von der Quelle bis zur Mündung Kir hies.

Zu welcher Zeit das Christentum in die heutige Gegend kam, ist nicht zu sagen. Es kam mit römischen Soldaten in solch entlegene Orte, noch mehr  durch die Krämer, Handwerker und fahrende Leute. Sicher ist, dass wir hier eine römische Niederlassung haben, zusammen mit in Dienst gestellten Einheimischen (Heimatbl. Nahe Hunsrück 1922 Nr. 3). Dass der große Organisator auf kirchlichem Gebiete Bonifatius, auch bei uns irgendwie von Bedeutung gewesen ist, darf wohl aus der schon erwähnten Schenkung an das auf seine Veranlassung gegründete Kloster Fulda geschlossen werden (Hamm: Markgenossenschaft Rhaunen 1906, I S. 16)

Die ersten Spuren einer Kirche an der heutigen Stelle gehen auf einen Bau aus  der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts zurück. Einer Schenkung an das Erzstift Magdeburg von Otto I, der seinerzeit gelegentlich in der Ingelheimer Kaiserpfalz residierte. Wenn man nach dem Grundsatz: „Je einfacher, desto älter“, urteilt, dann gehört der Turm der jetzigen Kirche der frühesten Zeit, dem 11. und 12. Jahrhundert an. Die unteren Stockwerke hatten keine Fenster sondern nur schmale Mauerschlitze. Im Jahre 1894 wurden diese Öffnungen zu rechteckigen Fenstern erweitert und im Untergeschoss die Türöffnung eingebrochen. Wenn die weiteren Angaben der Historiker stimmen, dass schon im 13. Jahrhundert die Kirche zu einer Kollegiatkirche erhoben wurde, auf Wahrheit beruhte, dann hätte man für die Erbauung oder Erweiterung einen Anhaltspunkt. So muss man sich mit der Feststellung begnügen, dass im 12. und 13. Jahrhundert eine romanische Kirche am Ort stand, die einem der Eisheiligen „Pankratius“ geweiht war. Das Langhaus bildete eine dreischiffige Basilika mit hohem romanischen Mittelschiff und niedrigen Seitenschiffen. Es wurde im 14. und 15. Jahrhundert im gotischen Stil umgebaut. Die drei Schiffe wurden dabei unter einem gemeinsamen langgezogenen Satteldach zusammengefasst. In das Kircheninnere stieg man mehrere Stufen hinab. Die Wild- und Rheingräflichen Brüder Johann IV. und Gerhard erreichten, dass die Kirche im Jahr 1467 zur Stiftskirche des Erzstiftes Mainz erhoben wurde. Graf Gerhard erteilte daraufhin den Auftrag, zum Neubau des Chores und der Sakristei und stiftete das Sakramentshäuschen.

Die Jahreszahl 1484 im Gewölbe bezeichnet das Ende der Bautätigkeit. 1680 musste der Chor schon wieder umfassend, wegen statischer Mängel, repariert werden. Kurz darauf verloren die Evangelischen den  Alleinbesitz der Kirche, den sie seit der Einführung der Reformation hatten. Als in den Reunionskriegen (1683 – 1684) die Truppen Ludwigs XIV. hier waren, wurden auf Befehl des französischen Königs die meisten Kirchen der Gegend simultanisiert, auch die Kirner. Die Katholiken bekamen den Chor, die Evangelischen das Schiff zugewiesen. Der gemeinschaftliche Besitz blieb ein dauernder Zankapfel zwischen den beiden Konfessionen, für die bauliche Erhaltung bedeutete er keinen Vorteil.

Verschiedene Hochwasser schädigten die Kirche immer wieder. Laut Kirchenbuch stand das Wasser im August 1663 bis zum Altar und 1692 im erhöhten Chor bis zum Altar der Katholiken. Weitere Wasser sind bekannt aus den Jahren 1760 und 1764.

Das verheerende Hochwasser vom 04./05. August 1875 stand in der Kirche circa  2,80 m hoch. Die Wassermassen hatten die Kirchentür eingedrückt und die schweren Bänke übereinander gestapelt. Durch die Feuchtigkeit im Mauerwerk und im Holz der Kirche bildete sich Schwamm, dazu kam  eine altersbedingte schlechte Bausubstanz. Während eines Gottesdienstes stürzte ein Emporbalken herab, was eine Panik in der Kirche auslöste, die leicht zu einem großen Unglück hätte führen können. Das Gutachten des königlichen Baurates Möller aus Bad Kreuznach, führte im April 1880 zur Schließung der Emporen. Im gleichen Monat besichtigte der Reg. und Baurat Cuno aus Koblenz das Kirchenschiff und beschrieb in seinem Gutachten den sehr schlechten Zustand der Kirche (Langhaus). Die Hochwasserschäden führten dann im September des gleichen Jahres, auf Anordnung des Reg. Präsidenten in Koblenz, zur polizeilichen Schließung der Kirche.

Nun musste eine neue Lösung gesucht und gefunden werden. Noch im September des gleichen Jahres wurde der verwaisten Evangelischen Gemeinde von Commerzienrat Simon, der große Saal des Gesellschaftshauses für ihre Gottesdienste zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig wurde ein Kirchenbaufonds eingerichtet, zu dessen Gunsten schon im Dezember 1890 und im März 1891 und weiteren Jahren Benefizkonzerte gehalten wurden.

Der Chor der alten  Kirche wurde durch eine Wand vom Schiff getrennt und der kath. Gemeinde gestattet, bis zum April 1894 dort weiterhin ihre Gottesdienste zu feiern.

Welche Gemeinde am alten Platz ihr Gotteshaus hinstellen durfte, war bis zu dem Zeitpunkt noch nicht geklärt, zumal nicht feststand, ob die alte Kirche komplett abgerissen werden durfte. Im April 1891 erklärte das Ministerium der Geistlichen-, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, Chor und Turm zum Baudenkmal, so dass diese Gebäudeteile erhalten werden mussten, die gleichsam das Wahrzeichen der Stadt bilden. Dem Plan, wieder eine simultane Kirche zu bauen, wurde sowohl von der bischöflichen Behörde in Trier, als auch von der evangelischen Kirchenbehörde in Koblenz, widersprochen.

In der Stadtverordnetenversammlung wurde diskutiert, ob es nicht sinnvoller sei eine Wasserleitung in der Stadt zu verlegen, als eine Kirche zu bauen. Wörtlich:

                                               Wenn nicht für besseres Trinkwasser

                                               gesorgt würde, müssten die in jedem

                                               Jahr epidemisch auftretenden Kinder-

                                               krankheiten wiederkehren. Was tue man

                                               mit einer prächtigen Kirche, wenn der

                                               Körper siech sei und man nicht hinein-

                                               gehen könnte.

Aber dies waren nur einzelne Gegenstimmen, die Mehrheit entschied sich für einen Kirchen-Neubau. So entschloss man  sich zu einem Neubau des Schiffes mit Anschluss an den alten Chor und Turm. Die Pläne entwarf der Architekt Heinrich Wiethase aus Köln (Pläne im Katalog). Gebaut wurde eine neugotische Hallenkirche angelehnt an den spätgotisches Chor und den romanischen Turm.

Am 16. April 1893 fand die feierliche Grundsteinlegung statt. Die Kirchengemeinde hatte zu diesem Zeitpunkt 3.415 Mitglieder. Im Rahmen der fortschreitenden Arbeiten wurde im August bereits der Turm eingerüstet. Eindeckung, Glocken und Turmuhr wurden demontiert, damit der Turm um ein Stockwerk erhöht werden konnte.

Bis zum Oktober waren die Maurerarbeiten am Langhaus soweit fortgeschritten, dass die Zimmerleute den Dachstuhl aufschlagen konnten. Fertiggestellt wurde der Turm im Juni 1994, am 15. September wurden die Glocken emporgezogen. Von einem Probeläuten abgesehen, sollten sie aber, zur Schonung des Turms, noch außer Gebrauch bleiben. Im Oktober wurde die Turmuhr installiert. Sie befindet sich bis zum heutigen Tag – das Uhrwerk wurde zwischenzeitlich 2017 ausgetauscht – im Eigentum der Stadt. Ausgerüstet wurde die Kirche mit einer Gasheizung. Die Arbeiten zur Innenausgestaltung im Winter 1894/95, im gotischen Gewölbe, wurden von der Firma Becker und Söhne aus Kirn ausgeführt.

Von den 200.000 Mark, die der Neubau der Kirche kostete, verschlangen die Renovierungsarbeiten (Chor, Turm, Sakristei)  den größten Teil, trotzdem wäre aufs tiefste  zu bedauern gewesen, wenn man sich aus Kostenspargründen heraus zur völligen Beseitigung des Alten entschlossen hätte. Wer vom Friedrichsplatz (heutiger August-Bebel-Platz) in die Übergasse einbiegt, wird immer wieder von diesem reizvollen Bild, das Chor und Turm bieten, gefangen und ergriffen werden.

Während die Arbeiten an der Kirche langsam ihrem Ende zu gingen, machte sich das Presbyterium Gedanken, wie es dem zu erwartenden Ansturm von Besuchern am Einweihungstag, begegnen könnte. Die Kirche fasste, mit Ihren beiden Emporen 1400 Personen, deshalb wurden an die Kirner Gemeindemitglieder Eintrittskarten ausgegeben. Auswärtige Gäste sollten sich die Kirche am Nachmittag ansehen.

Am Sonntag den 24. März 1895 feierte die Gemeinde den letzten Gottesdienst im Saale des Gesellschaftshauses. Zum Festessen, aus Anlass der Einweihung, lud die Gemeinde in den Dill‘-schen Saal ein. Das Gedeck kostete 2.50 Mark ohne Wein.

Am 31. März war es endlich so weit. Um 9 Uhr fand ein kurzer Abschiedsgottesdienst im Gesellschaftshaus statt. In einem Festzug ging es durch die festlich geschmückte Stadt zur Kirche. Dort übergab der Baumeister Renard, ein Neffe des 1893 verstorbenen Architekten Wiethase, den Schlüssel an Generalsuperintendent Baur aus Koblenz. Dieser überreichte ihn an Pfarrer Niebergall, der dann die Tür aufschloss. Bei dem sich anschließenden Gottesdienst spielte die Simonsche Musikkapelle, da es dem Kirner Orgelbauer Stumm nicht möglich war, die Orgel rechtzeitig fertig zu stellen. Dem Festgottesdienst schloss sich ein Festessen im Dill’schen Saal an. Am Nachmittag fand ein gut besuchtes Kirchenkonzert als Nachfeier an.

In seltener Opferwilligkeit hatte die Evangelische Gemeinde die bedeutenden Kosten aus eigener Kraft aufgebracht. „Eine fast 1000 jährige Geschichte der Stadt und des frommen Sinns ihrer Bewohner spiegelte sich in dem charaktervollen, bedeutenden Bau“ (Pfr.Glaser, Heimatbl. 1924)

„Nahet euch zu Gott, so nahet er sich zu euch“, steht in Stein gemeißelt über dem Hauptportal der Westfront. Mahnung und Verheißung auch für die Menschen unserer Tage.

Der 2. Weltkrieg ging auch an der Evangelischen Kirche nicht spurlos vorüber. Das Dach hatte erhebliche Schäden erlitten und musste wieder wetterfest gemacht werden. Die Fenster im Chor waren total, im Schiff teilweise zerstört und wurden mit Fensterglas notdürftig abgedichtet. Für größere Reparaturen fehlte das Material und das Geld.

Im Jahre 1961 begannen die ersten, umfangreichen Instandsetzungen. Die anfallenden Steinmetzarbeiten wurden von der Firma Faller, Niederhausen, ausgeführt. Besondere Schwierigkeiten ergaben sich aus dem zum Teil sehr schlechten Steinmaterial an den ältesten Bauteilen. Der gelbe Sandstein war zum Teil so verwittert, dass Steine und Ornamente ausgetauscht werden mussten. Dies betraf vor allem das schöne Sandsteinportal des Nebeneinganges zum Chor, dessen Ornamentik in vorbildlicher Arbeit vollständig erneuert wurde.

Die Fenster erhielten eine neue Verglasung aus handgeblasenem Antikglas in dezenten Farben. Leider konnten die einigermaßen erhaltenen Glasfenster des Schiffes aus Geldmangel nicht restauriert werden. Lediglich die Fensterfront zum Hahnenbach bekam die alte, prachtvolle Buntverglasung zurück. Auch bemühte man sich, die nicht zerstörten alten Gläser im Maßwerk der Fenster zu erhalten, bzw. zu ergänzen. So wurde wenigstens ein Abklatsch der alten Schönheit erhalten. Zum Abschluss wurde der Innenanstrich erneuert.

Weitere Arbeiten wurden 1968 ausgeführt. Die Orgel von 1894 bedurfte einer größeren Reparatur. Aus Qualitäts- und Kostengründen entschloss man sich zum Kauf einer neuen Orgel. Die alte Orgel wurde samt ihrer Empore im Chor abgebaut. Der schöne, gotisierende Orgelprospekt wurde leider nicht erhalten und vernichtet. Die sehr schöne Verkleidung der Orgelempore mit ihren Schnitzereien wurde der zentralen Empore, über dem Haupteingang, vorgesetzt. Gleichzeitig wurde die obere Empore im Schiff entfernt.

Nach Gesprächen mit heute älteren Gemeindemitgliedern wurde in den Jahren 1969, beim Austausch der Stumm-Orgel, bei den Arbeiten 1972 und 1975 sehr unsensibel vorgegangen. Vieles hätte man bei Bedacht und besseren Überlegungen erhalten können. Die neue Schuke –Orgel aus Berlin wurde 1969 auf der Westempore aufgebaut, leider präsentiert sie sich, dem Stil dieser Jahre entsprechend, schmucklos. Beim Aufbau der Pfeifen richtete man sich jedoch nach den Fenstern, so dass trotzdem ein schöner Gesamteindruck entstand. Durch den Ausbau der Orgel erhielt der Chor seine alte Schönheit zurück. Im Jahre 1972 wurden die Bänke dort entfernt und durch Stühle ersetzt. Der Fußboden bekam einen neuen Belag aus Sandsteinplatten. Bei diesen Arbeiten wurden die Fürstengräber neu entdeckt und später im neuen Belag durch Beschriftung kenntlich gemacht.

Im Schiff erfolgte die Erneuerung des Bodens 1975 durch Solnhofer Platten. Die bisher auf Lehmboden mit Bretterbelag gestandenen Bänke, mit geschnitzten Wangen aus Eichenholz, ihrem Sitz aus Buche und dem kassetierten Rückenteil aus Weichholz, wurden entfernt und interessierten Gemeindemitgliedern zum Kauf angeboten. Was keinen Abnehmer fand, wurde verbrannt. Herausgerissen wurden auch die ornamentierten Keramikplatten der Gänge.

Wie schon erwähnt, unterblieb leider jegliche archäologische Untersuchung, der Boden wurde lediglich für einen Betonestrich eingeebnet. Diese totale Abdeckung hatte zur Folge, dass Nässe in den Außenmauern und den Säulen hochstieg, bis man 1993 durch Lüftungsschächte Abhilfe schaffte. Als Ersatz für die Bänke wurden ebenfalls Stühle, mit Plastikbezug, eingestellt.

Die gesamte Dachfläche wurde 1979 durch die Firma Hubert Stein, Bruschied, neu eingedeckt. Dabei wurde der Hahn auf dem Chordach entfernt und durch einen Posaunenengel ersetzt.

Als 1968 die Zentralheizung eingebaut wurde, schlug man zur Aufnahme der Heizkörper, Nischen in die Chorwände. Zum gleichen Zweck wurden die vorhandenen Fensternischen im Schiff vergrößert und statisch gesichert. Durch die Thermik verschmutzten die Wände jedoch sehr schnell, sodass immer wieder ein Anstrich des unteren Wandbereichs notwendig wurde. Im Jahre 1992 fiel die Ölheizung aus und der Innenraum bedurfte wieder einmal eines neuen Anstrichs. So beschloss das Presbyterium, in seiner Sitzung am 18.05.1992, die Kirche für 1.1 Millionen DM zu renovieren.

Als die Kirche eingerüstet war, wurden die Gewölbe auf ursprüngliche Farbgebungen untersucht. Dabei entdeckte man, dass bei der Renovierung unter Fürst Dominik, der Chorraum rosa ausgemalt worden war. Diese Bauphase wurde jedoch nicht näher in Augenschein genommen, da man ältere Dekorationen aufzufinden hoffte. An verschiedenen Schnittpunkten der Gewölberippen im Chor entdeckte man schließlich die Reste einer gotischen Rankenmalerei.

Dass im Schiff eine ähnliche Dekoration bestanden hatte, war in Vergessenheit geraten, und man erwartete lediglich farbliche Abstufungen an Gewölberippen und Segeln zu entdecken. Umso größer war die Überraschung, als man im Ostteil des Schiffes, an der Stirnseite zur Kanzel, im ersten Gewölbesegel rechts, eine ansehnlich erhaltene, neugotische Rankenmalerei freilegte. Im weiteren Verlauf der Untersuchungen fand man geringe Reste, verteilt über die Kirchendecke. Diese Freilegungen waren ausreichend für Fachleute, um das ehemalige Aussehen zu rekonstruieren.

Im Krieg hatte die alte Ausmalung durch Wassereinwirkung sehr gelitten, und bei einer nachfolgenden Renovierung hatte man die Malerei zum Teil abgewaschen, zum Teil überstrichen.  

Da das Presbyterium vor der Entscheidung stand die alte Ausschmückung wieder herzustellen oder einen hellen Anstrich anzubringen, wurden die Gemeindemitglieder zu einer Versammlung ins Gemeindezentrum eingeladen. Die Mehrzahl der Teilnehmer sprach sich für eine Renovierung im alten Stil aus. Das Presbyterium folgte schließlich dieser Meinung, sodass die Kirche wieder ihr ehemaliges Aussehen von 1895 zurück erhielt.

Als Ersatz der ausgefallenen Ölheizung entschloss man sich zum Einbau einer Fußbodentruhenheizung der Firma Mahrcolor mit Gas als Brennstoff. Dazu mussten im Fußboden, zur Aufnahme der Gebläse, Gruben ausgehoben werden. Bei dieser Arbeit entdeckte man, in Höhe des Sakristei-Einganges, die Grundmauern des romanischen Vorgängerbaues und einen Eckstein desselben. Dieser wurde gehoben und wird nun im Turm aufbewahrt. Im Schiff wurden bei dieser Gelegenheit die bereits erwähnten Grabplatten und Reste des alten Bodenbelags aufgefunden. Die Heizkörpernischen wurden in Chor und Schiff wieder vermauert. Die ursprünglichen Fensternischen im Schiff konnten nicht wieder hergestellt werden. Die Orgel wurde als letztes gereinigt und renoviert. Am Erntedankfest 1993 konnte der Einweihungsgottesdienst gefeiert werden. Die Kosten der Renovierung und deren Finanzierung ergeben sich aus folgender Aufstellung.

Und so gliedern sich die Kosten für die Renovierung:

Heizung / Sanitär                                        203.000,–

Maurer / Verputzer / Fliesen                     136.000,–

Elektro / Beleuchtung                                   53.000,–                           

Schreinerarbeiten                                         40.000,–

Malerarbeiten                                              180.000,–

Restaurator / Kirchenmaler                        171.000,–

Gerüstbau                                                    127.000,–

Kunstglaser / Kunstschmied                      30.000,–

Orgelsanierung                                             59.000,–

Nebenkosten                                                  100.000,–

Und so soll die Renovierung bezahlt werden:

Spenden und Kollekten                                30.000,–

Entnahmen aus Rücklagen                          65.000,–

Zuschuss des Kirchenkreises                   335.000,–

Zuschuss der Denkmalpflege                     25.000,–

Zuschuss der Stadt                                        20.000,–

Darlehensaufnahme                                   625.000,–

Am Freitag, 31.   März 1995, fand abends um 19 Uhr in der Evgl. Kirche ein Festgottesdienst zum 100-jährigen Jubiläum der Wiedereinweihung der Kirche statt. Im großen Turm hatte man eine Fahne aufgezogen, diejenige am Treppenturm zerriss schon am Nachmittag. Bei einer beschämend, oder besorgniserregend geringen Beteiligung der Gemeinde, wurde der Gottesdienst unter Mitwirkung des Posaunen- und des Kirchenchores in schöner und feierlicher Weise begangen. Pfarrer Löwenbrück sprach die Eingangsworte und brachte eine gute historische und baugeschichtliche Rückschau. Die Grüße der Kath. Kirche überbrachte Pastor Griethe, der an den Ursprung der Kath. Gemeinde in diesem Gebäude erinnerte, dabei lobende Worte über gelebte Ökumene in unserer Zeit fand und an das gemeinsame Erbe der Konfessionen erinnerte. Die Predigt hielt Superintendent Eigemann aus Sobernheim.

Die Berichterstatter  1 8 9 5  bedauerten, die damals gehaltenen Predigten und Ansprachen nicht im Wortlaut der Nachwelt überliefern zu können. Hörte man zu diesem Fest die Ansprache von Herrn Eigemann, muss man dankbar sein, dass dessen Manuskript nicht vorliegt. Pfarrer Bublitz sprach dann die Fürbitten und das Vaterunser und gab den Segen. Mit dem Lied  „Nun danket alle Gott“  fand die Feier ihren kirchlichen Abschluss.

Wie schon erwähnt, hatten sich nur wenige Gemeindemitglieder zu der Feier eingefunden. Unter den 114 Besuchern befanden sich zahlreiche geladene Gäste und ca. 20 Mitglieder der Kath. Gemeinde. Anschließend an den Gottesdienst wurde zu einem Empfang im  C h o r  der Kirche, mit Sekt und anderen Getränken, geladen.

Einige Besucher erinnerten sich wohl an Jesu Worte: „Mein Haus soll ein Bethaus sein!“ (von einer Gastwirtschaft ist nicht die Rede) und gingen nach Hause

K.H. Buss